Nachdem wir am Parkplatz an der Touristeninformation in Königssee (602 m) geparkt haben, nehmen wir eine der frühen Boote der Bayerischen Seeschiffahrtsgesellschaft am Bootsausleger, den wir nach kurzem Fussweg vom Parkplatz erreichen.
Ein Teil der Gruppe macht sich von hier aus an den Aufstieg am Grünstein bzw. zur Achernkanzel. Ein Treffen ist bereits für Mittag besprochen.
Die von den Bootsleuten mit einem kurzen Vortrag von Fakten und Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart sowie dem Trompetenspiel des Kapitäns zur Demonstration des berühmten Echos am See sehr kurzweilig gehaltene Überfahrt mit dem vollbesetzten Elektronoot über den 8 km langen und bis 190 m tiefen Königssee nach Sankt Batholomä gewährt uns schöne Aussichten auf den im Jura geformten tektonischen Grabenbruch. Darin hat sich nach Ende der Eissteinzeit der heutige See mit seinen steilen Felswänden am Ufer und den am Horizont stehenden massiven Berggipfeln und Felsmassiven gebildet.
Unter der Bezeichnung Chunigesee wurde der heute vollständig im Besitz des Freistaates Bayern befindliche See bereits im Jahr 1134 urkundlich erwähnt. Er ist einer der großen touristischen Besuchermagnete im Bayern und ist ein durch Fischerei-, Freizeit- und Befahrungsvorschriften streng geschützter Teil des ca. 21.000 Hektar großen Nationalpark Berchtesgaden mit seinen über 250 km Wegenetz und Steigen. Teile des Nationalparks sind zudem UNESCO Biosphären-Region. Das Wasser glasklar. Am Ufer bilden sich in den flacheren Abschnitten des Sees grün-blaue Farbverläufe bis der See in seine Tiefen abstürzt.
Wir erreichen nach einem kurzen Zwischenstopp am Bedarfsanleger Kessel, an dem wir Wanderer am Südufer für Ihren Aufstieg zur Gotzenalm absetzen, den Anleger von Sankt Batholomä, wo neben der Wallfahrtskirche ein Gaststätte und ein Fischereibetrieb angesiedelt sind. Der Fischer verfügt über die einzige vergebene, als Familienrecht urkundlich verbriefte Fischereilizenz auf dem Königssee. Die Wirts- und die Fischereifamilie sind die zudem die einzigen die auf Sankt Batholomä übernachten dürfen. Eine Ausnahme davon stellt das Ostwandlager der DAV Sektion Berchtesgaden mit seinen 30 Schlafplätzen dar, das von Juni bis Oktober als „Basislager“ für das die Besteigung der Watzmann Ostwand dienen darf.
Wir schenken der Eiskapelle, dem Kiesstrand oder den Schrainbach Wasserfällen heute keinen Besuch und folgen dem Alpenvereinsweg 443, der uns erst entlang des Seeufers und dann über den stellenweise mit Dahtseilen und Metalltritten gesicherten und als Bergsteiger der Kategorie A klassifizierten Rinnkendel-Steig führt. Mit seinen schönen Aussichten in die Tiefen des Königssee und die Höhen des Alpenpanoramas ein sehr reizvoller Aufstieg zu der an der Spitze der Achernwand gelegenen Aussichtsplattform, der Achernkanzel (1.346 m). Die Kinder konnten auf dem Rinnkendel-Steig relativ gefahrenlos das erste Mal das Anlegen und die Nutzung des Klettersteigsets ausprobieren. Die Achernkanzel ist bequem über den Weg von der Kuhrointalm (1325 m) erreichbar, wo wir die andere Hälfte unserer Gruppe zum Mittagessen mit Blick auf das Bergmassiv des Watzmans und dessen umgebende Gipfel wieder treffen. Unsere fast aufgebrauchten Wasservorräte können wir am Brunnen kostenlos und einfach wieder füllen.
Den Watzmann im Rücken machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum Grünstein (1.304 m). Am Ende des dort ankommenden Klettersteigs wissen wir, dass wir diesen Gipfel bald auch auf dieser Route erklimmen werden. Vor dem Abstieg nach Königssee machen wir noch einen Zwischenstopp in der Grünsteinhütte (1.220 m), auf der wir sehr freundlich empfangen werden. Die Akkus der Kinder sind schnell wider voll aufgefüllt. Über einen steilen Wanderweg über Treppen, Wurzeln und Steine geht es dann Richtung See. Wir treffen eine Gruppe Mädels, die sich gerade am Einstieg in den Grünsteinklettersteig (900 m), der Varianten der Schwierigkeit bis Kategorie C oder E erlaubt, auf ihren 2- bis 3-stündigen Aufstieg vorbereiten. Die letzten Kilometer auf der Forststraße verlagen dann vorsichtiges Gehen, da hier sehr steile Wegabschnitte auf losem Schotteruntergrund gemeistert wollen. Danach geht es ein Stück entlang der durch einen Erdrutsch im Jahr 2021 teilweise stark beschädigten Bob- und Rodelbahn, die im Jahr 1959 erbau wurde und seit 1968 weltweit die erste Kunsteisbahn ist. Der Betrieb des Bundesleistungszentrums ist entsprechend derzeit unterbrochen. Anschließend machen wir unsere letzten Meter über das Schleusenwehr am Ende des Königssee zurück zum Parkplatz.
Fazit:
Eine tagesfüllende Tour mit ca. 2000 Höhenmetern für jung und erwachsen, die uns über viele Stecken über abwechslungsreiche Waldwege im schattenspendender Bewaldung führte und Highlights wie Bergsteig, Gipfel und fantastische Aussichten nach oben und unten bieten kann. Darüber hinaus macht sie gleich Lust auf mehrere weitere Touren in der Region, z.B. zur Gotzenalm, zum Watzmannhaus oder auf den Grünsteinklettersteig.
Der Rinnkendel-Steig unterfordert Klettersteiggeher, die sich wirkliches Klettersteig-Feeling erwarten.