Fast Nichtstun im Lungau in der Stiermark

Nachdem wir bereits zwei Mal eine Woche in einem fast verlassenen Tal in der Nähe von St. Michael verbracht hatten, hat es uns dieses Mal weiter in den Lungau und tief ins Murtal verschlagen. In einer Hütte mit Blick auf Murau beziehen wir Quartier, dieses Mal sogar mit Strom und Betten, aber weiterhin mit Holzofen in der Küche . Der Ofen ist gleichzeitig Ort zum Heizen und Kochen: Unsere Stube für diese Woche.

Nach der Anfahrt von München mit Zwischenstopp beim Dokumentationszentrum Obersatzberg in Berchtesgaden erwartet uns am nächsten Morgen zunächst einmal reges Treiben am Vogelhaus vom Fenster: 2 Elstern, ein Eichhörnchen und eine Vielzahl weiterer Vögel streiten sich um das Körnerangebot. Das Eichhörnchen ist eindeutiger Sieger. In der Stadtinformationsbroschüre können wir derweil lesen, dass die Stadt dank der drei eigenen Wasserkraftwerke und einer Holzverwertung energieautark ist.

Stadtrundgang in der Stadt Murau:
Die Holz- und Bierstadt Murau (ob der Mur) erkunden wir zu Fuß: Nachdem wir den Leonhardteich umrundet haben, geht es auf die Überreste des Hungerturms. Wir folgen der alten Stadtmauer zur Burg Grünfells aus dem 14. Jahrhundert und steigen über Grabkapelle (aus dem Jahr 1680) und Sankt Leonhardskirche (15. Jahrhundert) den Kalvarinbergweg mit seinen Stationen zum Sankt Leonkartplatz in die Stadt ab. Neben öffentlichen E-Lade-Parkplätzen finden wir das Stadthaus mit dem örtlichen Kino. Der Plan für das Abendprogramm für die Familie ist gefasst. Am anderen Ende des Platzes können wir die Mur kreuzen. Unser Blick verfängt sich an den über der von Fluss ausgewaschene Au hängenden Balkonen der verkehrsberuhigten Murauer Innenstadt. Die mittelalterlichen Stadtstrukturen betreten wird an der Sankt Elisabeth-Spitalkirche aus dem 15. Jahrhundert. An der örtlichen „Brauerei  der Sinne“ folgen wir der Gartengasse. Unser Blick fällt wieder auf alte Stadtmauern und am Ende unseres Weges, am höchsten Punkt des Hügels auf das Schloss Murau, an dessen Fuß wir die für die Karwoche hergerichtete Stadtpfarrkirche Sankt Matthäus aus dem 13 Jahrhundert besuchen können. Die frühgotische Ausstattung der Kirche wird bereichert durch einen modern gestalteten Kreuzweg mit erfrischend uneinheitlichen Stationen. Über die überdachte Schlossstiege aus Holz geht es zunächst hinauf zum bis zum Schlusstor, das sich nur für wöchentlich stattfindende Führungen für Öffentlichkeit öffnet, bevor es wieder Treppenstufen der Stiege wieder hinab bis zum Schillerplatz mit Mariensäule, den zentralen Markplatz der Stadt, geht. Nachdem wir uns hier Cafe und Kuchen gegönnt haben, treten wir in leichtem Nieselregen den Heimweg auf dem Weg zur Frauenalpe, vorbei am Bahnhof der Murtalbahn und am Schuhkastl des Barfußwegs auf dem Frauenehainweg, an. Wir waren schon an Orten, die weniger für Besucher zu bieten hatten, und freuen uns über die gelungene und ungeplante Stadterkundungstour.
Auch das Joggen durch die Stadt und entlang der Promenade am Fluss macht einige Tage später wieder Spaß, da es aufgrund ständiger leichter Steigungen, der vielen Brücken und dem wechselnden Bodenbelag sicher nicht langweilig wird, hier seine Runde zu drehen.

Wanderung zum Günster Wasserfall:
In Schöder, nur eine Autofahrminuten von Murau entfernt, parken wir und machen uns auf den 10 km langen Rundwanderweg zum Grünster Wasserfall, mit seinen 65 Metern der zweithöchste der Steiermark. Oberhalb der Talstraße folgen wir der Beschilderung, vorbei am Hang liegenden Höfen, die allseits offensichtlich frischen Nachwichts bei den Schafen, Ziegen, Pferden und Kühen bekommen haben. Wir entscheiden uns, zum Wasserfall von oben zuzusteigen. Leider erfahren wir erst am Einstieg zum Pfad, dass der Weg ab hier aufgrund von Schäden am Weg gesperrt ist und wir einen weitern Bogen mit vielen Höhenmetern zurück müssen, um doch noch den Wasserfall besuchen zu können. Deshalb entscheiden wir uns, zurück nicht die ursprüngliche Route für den Rückweg oberhalb des Hinweges zu nehmen und folgen der Talstraße zurück nach Schöder. Da diese wenig befahrenen ist, kommen wir so schneller und sicher zurück zum Parkplatz. Die im Laufe unserer Wanderung aufgezogenen, z.T. dunkeln Wolken halten aber dicht und wir kommen trocken an. Am Ende stehen dann ca. 12 km Wegdistanz mit je ca. 440 Höhenmetern bergauf und bergab auf der Uhr. Mit einem Stück Kuchen und einer Pause im einem Cafe auf der Rückfahrt beschließen wir diesen Ausflug.

Wanderung auf die Kuhalm:
Von Murau kommend starten wir unsere Wanderung am Parkplatz in der Vorstadt vor dem Ortseingang nach Sankt Lambrecht. Die Asphaltstraße der Unteralpe verlassen wir nach wenigen Kilometern in einer Steilkurve und biegen in den Feldweg ein, der uns nach einigen Metern direkt in den Wald führt. Die Route ist gut ausgeschildert. Wir gewinnen schnell an Höhe, während wir über meistens über Wurzeln steigen oder auf weichem Waldoden laufen. Der Forststraße müssen wir meist nur wenige Meter folgen, um wieder in den Wald abbiegen zu können.
Den Gipfel der Kuhalm mit 1784 Meter über NHN lassen wir aus, da bereits auf den letzten Meter zur unterhalb des Gipfels gelegenen Jagdhütte noch Schnee liegt und wir nicht für das Gehen in diesem Gelände ausgestattet sind. So beschließen wir, eine Brotzeitpause auf einer der Bänke vor der großen Jagdhütte mit dem großzügig eingezäunten Grundstück zu machen und dabei die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der 2 1/2-Tausender der Ötztaler Alpen rund um den Rotheck zu genießen.

Für den Abstieg entscheiden wir uns für die Route auf der Asphaltstraße, die uns vorbei an Berghöfen und zurück zu unserem Ausgangspunkt führt und dabei immer wieder einen Blick auf die Kirchtürme des Benedigtienerstifts in Sankt Lambrecht gewährt.
Nachdem wir dieses besichtigt haben, genießen wir neben der frühnachmittäglcihen Sonne den leckeren Cheesecakes bei einem Cafe als Abschluss unsere ca. 4 Stunden dauernden Vormittagswanderung mit insgesamt 1.070  überwundenen Höhenmetern. 

Den Rest der Woche leben wir die Entschleunigung des Hüttenlebens.