Es ist wiedermal noch vor Sonnenaufgang, als ich das Haus Richtung Olympiazentrum in München an diesem Sonntagmorgen verlasse, wo heute 5.012 Marathon-, 9.843 Halbmarathon- und 2.856 10-km-Läufer einlaufen werden. Aufgrund der anstehenden Sanierungsarbeiten im Olympiastadion leider ohne Start und Zieleinlauf durch den Marathontunnel, durch den bereits die olympischen Marathonläufer ihre letzten Meter absolviert hatten: Sonst für mich immer ein Highlight dieses Laufs.
Viele Stunden Training und Vorbereitung werden heute auf die Probe gestellt. Auf der Fahrt in der S-Bahn die Gedanken daran, welche Trainingseinheiten für einen langen, fantastischen Skandinavien-Roadtrip, Job und Familie in den letzten Monaten nicht stattgefunden haben, immer eng verbunden mit der Optimierung der Trainingsvorbereitungen für den nächsten großen Lauf im Mai. Aber die Freude, dass der Tag auf der diesjährigen Münchner Marathonstrecke endlich da ist, überwiegt diese Gedanken an Vergangenes. Besonders wird auch sein, dass ich meine Schwester nach ihrem ersten Halbmarathon im Ziel treffen werde und beim ihren Zieleinlauf an der Seite stehen kann.
Heute werde ich wieder neues Equipment auf der Langstrecke für mich testen: Neben der neuen Laufuhr und deren Möglichkeiten der Wettkampfvorbereitung, -planung und -begleitung werden auch andere Kopfhörer und Arm-Sleeves zum Einsatz kommen und ihren Nutzen unter Beweis stellen müssen. Das Ergebnis wird gemischt ausfallen, was vielleicht aber auch an noch nicht optimaler Bedienung gelegen haben könnte. Lessons learned ist somit in diesem Fall das Motto.
Der Start erfolgt bei angenehmen Temperaturen und trocknen Bedingungen. Letztes ändert sich nach ca. eineinhalb Stunden, als der den ganzen Tag wolkenverhangene Himmel seine Schleusen kurzzeitig sehr weit öffnet und Läufer samt Stecke ordentlich durchnässt. Mich erwischt es gerade in der nördlichen Kehre im Englischen Garten. Die Stimmung auf und an der Strecke ist trotz der Wetterbedingungen gut. Zum Glück ist es nicht so kalt, dass die druchnäßte Kleidung den Körper zu sehr abkühlt. Die Streckenführung wurde im Vergleich zum letzten Jahr geändert, vielleicht eine Folge der Vorfälle mit falscher Führung der Spitzengruppen im letzten Jahr: Dafür bekommen wir statt dem Viktualienmarkt dieses Jahr die Münchner Freiheit zu sehen.
Den 3:45-Stunden-Pacern kann ich dieses Jahr leider nur bis zur Halbmarathondistanz folgen, womit das Ziel und das Trainingsprogramm für das kommende Jahr klar gesetzt sind. Dann aber hoffentlich in Berlin. Entscheiden darüber wird darüber das Losglück.
Im Ziel sind alle froh, sich nach einer Stärkung an den Verpflegungsständen in die warme Olympiahalle begeben zu können, sofern man es auf den wenigen Metern zwischen Ausgang des Zielbereichs und Eingang zur Olympiahalle durch die vielen, auf die Läufer wartenden Menschenmassen schafft. Und auch die Duschen in der Olympiaschwimmhalle sind gut nachgefragt.
Auch wenn jetzt etwas Erholung aufgrund dann doch schwerer Beine angesagt ist, die Vorfreude auf den nächsten großen Lauf flammt schon auf der Heimfahrt wieder auf. Für mich findet dieser wahrscheinlich im Thüringer Wald statt, wo ich bereits für für den Guthsmutslauf gemeldet bin.