Heute nehme ich das erste Mal an dem seit 1973 jährlich stattfinden Lauf über den Rennsteig teil, nachdem ein Plakat bei der Autofahrt über den Thüringer Wald im Frühjahr mein Interesse geweckt hatte: Bis wir in der bayerischen Heimat angekommen waren, war die Anmeldung bereits abgeschickt. An den Start gehe ich, der in einem von den alpinen Gletschern relativ eben geschliffenen Landstrich seine Trainingsrunden zieht, mit großem Respekt für die mich erwartenden Höhenmeter.
Beim 51. Gutmuths-Rennstieglauf 2024 finden Ende Mai wieder neben dem 73,9 km langen Supermarathon u. a. die Läufe in der Marathon-, Halbmarathon- und 10-km-Distanz statt. Aus den 4 Läufern 1973 sind 2024 insgesamt 17.253 Meldungen über alle Wettbewerbe geworden. Gestartet wird von unterschiedlichen Startorten im Thüringer Wald. Ankommen werden alle Läufer, Nordic Walker und Wanderer in Schmiedefeld, wo auch das große Läuferlager mit Stellplätzen für Zelte und Wohnmobile ist. Alles unter dem Motto: Das schönste Ziel der Welt – in Schmiedefeld!
Meine Startnummer für die Zeitnahme hole ich bereits am Abend vor dem Lauf am Startort in Neuhaus am Rennsteig ab. Dazu gibt es gleich noch eine Portion Thüringer Klöße, Roulade und Rotkraut in der Turnhalle gegenüber der Startnummerausgabe, während die Partyband dort mit Ihrem Programm für den Abend anfängt.
Der Bus des vom Veranstalter eingerichteten Läufertransfers fährt ab Ilmenau um 6 Uhr über Schmiedefeld nach Neuhaus am Rennsteig. Nach dem Zieleinlauf wird es dann zurück von Schmiedefeld mit den Öffis gehen.
2.783 „Marathonis“ und 553 Marathon-Walker starten um 9:00 Uhr in Neuhaus am Rennsteig (830 m ü. NN) auf der Freisportanlage am Apelsberg in Richtung Nordenwesten. Zu diesem Zeipunkt sind beim Supermarathon ab Eisenach (215 m ü. NN) bereits 1.854 „Supermarathonis“ bereits drei Stunden und beim Halbmarathon ab Oberhof (800 m ü. NN) 6.733 Teilnehmern seit eineinhalb Stunden in Richtung Südenosten auf der Strecke. Heute erwarten mich neben der Laufdistanz von 42,2 km auch eine Höhendifferenz von „nur“ 1.613 m.
Nach 18,3 km erreichen wir dann an der Turmbaude Masserberg (841 m ü. NN) , Eselsberg genannt, auch den höchsten Punkt unserer heutigen Marathonroute über den Thüringer Wald, was nicht heißt, dass die Anstiege ein Ende haben. Im Gegenteil: Einige lang gezogene und zum Teil wirklich steile An- und Abstiege folgen erst noch, insbesondere nach der Schwalbenhauptwiese (Lauf-Kilometer 22).
Es geht weiter abwechselnd über Asphalt, bereite Forstwege und schmale Waldwege, die kein Überholen zulassen. Der Regen der letzte der letzten Tage hat den sandigen und erdigen Bode zum Teil leider sehr aufgeweicht und einige Pfützen müssen umlaufen werden. Aber auf Europas größten Landschaftslauf darf einen dann so etwas einfach nicht stören: Schuhe kann man ja schließlich auch wieder putzen. Dafür ist das Wetter mit Temperaturen zwischen 12 und 18 Grad bei niederschlagsfreien, bewölken und teil sonnigen Bedingen ideal zum Laufen.
10 km später geht mein persönlicher Dank an denjenigen, der die Bierbank an der Versorgungsstation in Neustadt am Rennsteig aufgestellt hat: Noch nie war Sitzen für 2 Minuten schöner als bei euch.
Da wir kurz vor dem Ziel dann unseren tiefster Punkt in Schmiedefeld (687 m ü. NN) erreichen, ist der letzte Anstieg kurz vor dem Zieleinlauf auch noch einmal richtig hart. Die letzten Kilometer nach dem roten Teppich an der Verpflegungsstation in Frauenwald mit ihrem fast konstant leichtem Gefälle hatten allerdings für die vielen Anstiege zuvor entlohnt. on Schmiedefeld sind dann aber ganz besonders viele Zuschauer, die jeden Teilnehmer auf seinen letzten Metern bis ins Ziel noch einmal richtig antreiben und Applaus spenden. Im Ziel ist dann für alles gesorgt, einschließlich Moderation, sehr viel Publikum und eine gute Verpflegung.
Ein dickes Lob an den GutsMuths-Rennsteiglaufverein e.V. und vielen mitwirkenden Vereine, Kommunen und freiwilligen Helfer: Überall Life-Musik im Rahmenprogramm, am Start und an der Laufroute‚ ein einwandfrei funktionierender Gepäcktransport ohne ansatzweise Wartezeiten bei Abgabe und Abholung, gut ausgestattete und ausreichend eingeplante Versorgungsstationen mit freundlichen Menschen sowie ein funktionierender Läufertransfer zwischen den Wettkampfstätten und von den umliegenden Ortschaften. Auch wenn letzter, zusammen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis an seine Kapazitätsgrenzen gegangen zu sein scheint: Die Busse waren kuschlig voll und Festhalten ist auf den kurvenreichen Strecken unbedingt angesagt. Es scheint aber jeder mitgekommen zu sein. Die Leistung des an der Strecke in regelmäßigen Abständen vertreten medizinischen Dienstes , der Bergwacht und der Feuerwehr kann ich an dieser Stelle zum Glück nicht bewerten.
Für alle, die jetzt auch überlegen, ihre Teilnahme für nächstes Jahr zur melden, hier schon einmal der Texte des Rennsteig-Liedes, des Schneewalzers und der Rennsteiglauf Hymne, die vor dem Start neben dem Geburtstagsständchen für alle namentlich genannten, anwesenden Geburtstagskindern von allen Teilnehmen noch an der Startlinie gesungen werden:
Rennsteiglied
Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land,
den Beutel auf dem Rücken, die Klampfe in der Hand.
Ich bin ein lust’ger Wandersmann, so völlig unbeschwert.
Mein Lied erklingt durch Busch und Tann, das jeder gerne hört.
Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.
Durch Buchen, Fichten, Tannen – so schreit ich in den Tag,
begegne vielen Freunden, sie sind von meinem Schlag.
Ich jodle lustig in das Tal, das Echo bringt’s zurück.
Den Rennsteig gibt es nur einmal und nur ein Wanderglück.
Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.
An silberklaren Bächen sich manches Mühlrad dreht,
da rast ich, wenn die Sonne so glutrot untergeht.
Ich bleib, so lang es mir gefällt und ruf es allen zu:
Am schönsten Plätzchen dieser Welt, da find ich meine Ruh.
Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.
Schneewaltzer
Wenn im Frühling Blumen blüh’n
Und die Bäume werden grün
Wenn die Drossel singt im Wald
Und des Jägers Horn erschallt
Wenn die Sommersonne glüht
Und im Feld der Mohn erblüht
Wandern wir durch Wald und Feld
Ach, wie schön ist doch diese Welt!
Den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzten wir
Du mit mir, ich mit dir
Ja, den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzten wir
Und seit dieser Zeit, da gehöre ich immer dir
Wenn das Herbstlaub langsam fällt
Und der Winter Einzug hält
Kommt für uns die schönste Zeit
Ja, so ist es auch noch heut‘
Denn der Winter damals war
Für uns zwei so wunderbar
Ja, du weißt, es ist kein Scherz
Denn der Schneewalzer brach mein Herz
Den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzten wir
Du mit mir, ich mit dir
Ja, den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzten wir
Und seit dieser Zeit, da gehöre ich immer dir
Ja, den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzten wir
Und seit dieser Zeit, da gehöre ich immer dir
Rennsteig Hymne
Der Rennsteig ruft uns in jedem Jahr. Wir rufen Rennsteig – sind wieder da.
Auf deinen Wegen, mal Berg, mal Tal, sind wir so glücklich jedes Mal. Auf deinen Wegen, mal Berg, mal Tal, sind wir so glücklich, jedes Mal.
Hei, hei, hei, ho, der Rennsteiglauf. Hei, hei, hei, ho, wir sind gut drauf.
Hei, hei, hei, ho, im nächsten Jahr, sind wir alle wieder da. Hei, hei, hei, ho, im nächsten Jahr, sind wir alle wieder da.
Egal ob Neuhaus, ob Eisenach, ob Oberhof – wir – sind eine Macht.
So viele Freunde am Wege steh’n, in Schmiedefeld das Wiederseh’n. So viele Freunde am Wege steh’n, in Schmiedefeld das Wiederseh’n.
Zehntausend Läufer kennen sich aus. Ja auf dem Rennsteig sind sie zuhaus’.
Und bist du auch mal ganz hinten dran, fang übers Jahr doch wieder an. Und bist du auch mal ganz hinten dran, fang übers Jahr doch wieder an.
In der Sportschau findet ihr die sportliche Zusammenfassung des Lauftages: hier der Link.
Die nächste Teilnahme im nächsten Jahr am 17. Mai 2025 ist wohl nur eine Formalie, ganz im Sinne der Rennsteig Hymne: Hei, hei, hei, ho, wir sind gut drauf. Hei, hei, hei, ho, im nächsten Jahr, sind wir alle wieder da.