Fast Nichtstun im Lungau in der Stiermark

Nachdem wir bereits zwei Mal eine Woche in einem fast verlassenen Tal in der Nähe von St. Michael verbracht hatten, hat es uns dieses Mal weiter in den Lungau und tief ins Murtal verschlagen. In einer Hütte mit Blick auf Murau beziehen wir Quartier, dieses Mal sogar mit Strom und Betten, aber weiterhin mit Holzofen in der Küche . Der Ofen ist gleichzeitig Ort zum Heizen und Kochen: Unsere Stube für diese Woche.

Nach der Anfahrt von München mit Zwischenstopp beim Dokumentationszentrum Obersatzberg in Berchtesgaden erwartet uns am nächsten Morgen zunächst einmal reges Treiben am Vogelhaus vom Fenster: 2 Elstern, ein Eichhörnchen und eine Vielzahl weiterer Vögel streiten sich um das Körnerangebot. Das Eichhörnchen ist eindeutiger Sieger. In der Stadtinformationsbroschüre können wir derweil lesen, dass die Stadt dank der drei eigenen Wasserkraftwerke und einer Holzverwertung energieautark ist.

Stadtrundgang in der Stadt Murau:
Die Holz- und Bierstadt Murau (ob der Mur) erkunden wir zu Fuß: Nachdem wir den Leonhardteich umrundet haben, geht es auf die Überreste des Hungerturms. Wir folgen der alten Stadtmauer zur Burg Grünfells aus dem 14. Jahrhundert und steigen über Grabkapelle (aus dem Jahr 1680) und Sankt Leonhardskirche (15. Jahrhundert) den Kalvarinbergweg mit seinen Stationen zum Sankt Leonkartplatz in die Stadt ab. Neben öffentlichen E-Lade-Parkplätzen finden wir das Stadthaus mit dem örtlichen Kino. Der Plan für das Abendprogramm für die Familie ist gefasst. Am anderen Ende des Platzes können wir die Mur kreuzen. Unser Blick verfängt sich an den über der von Fluss ausgewaschene Au hängenden Balkonen der verkehrsberuhigten Murauer Innenstadt. Die mittelalterlichen Stadtstrukturen betreten wird an der Sankt Elisabeth-Spitalkirche aus dem 15. Jahrhundert. An der örtlichen „Brauerei  der Sinne“ folgen wir der Gartengasse. Unser Blick fällt wieder auf alte Stadtmauern und am Ende unseres Weges, am höchsten Punkt des Hügels auf das Schloss Murau, an dessen Fuß wir die für die Karwoche hergerichtete Stadtpfarrkirche Sankt Matthäus aus dem 13 Jahrhundert besuchen können. Die frühgotische Ausstattung der Kirche wird bereichert durch einen modern gestalteten Kreuzweg mit erfrischend uneinheitlichen Stationen. Über die überdachte Schlossstiege aus Holz geht es zunächst hinauf zum bis zum Schlusstor, das sich nur für wöchentlich stattfindende Führungen für Öffentlichkeit öffnet, bevor es wieder Treppenstufen der Stiege wieder hinab bis zum Schillerplatz mit Mariensäule, den zentralen Markplatz der Stadt, geht. Nachdem wir uns hier Cafe und Kuchen gegönnt haben, treten wir in leichtem Nieselregen den Heimweg auf dem Weg zur Frauenalpe, vorbei am Bahnhof der Murtalbahn und am Schuhkastl des Barfußwegs auf dem Frauenehainweg, an. Wir waren schon an Orten, die weniger für Besucher zu bieten hatten, und freuen uns über die gelungene und ungeplante Stadterkundungstour.
Auch das Joggen durch die Stadt und entlang der Promenade am Fluss macht einige Tage später wieder Spaß, da es aufgrund ständiger leichter Steigungen, der vielen Brücken und dem wechselnden Bodenbelag sicher nicht langweilig wird, hier seine Runde zu drehen.

Wanderung zum Günster Wasserfall:
In Schöder, nur eine Autofahrminuten von Murau entfernt, parken wir und machen uns auf den 10 km langen Rundwanderweg zum Grünster Wasserfall, mit seinen 65 Metern der zweithöchste der Steiermark. Oberhalb der Talstraße folgen wir der Beschilderung, vorbei am Hang liegenden Höfen, die allseits offensichtlich frischen Nachwichts bei den Schafen, Ziegen, Pferden und Kühen bekommen haben. Wir entscheiden uns, zum Wasserfall von oben zuzusteigen. Leider erfahren wir erst am Einstieg zum Pfad, dass der Weg ab hier aufgrund von Schäden am Weg gesperrt ist und wir einen weitern Bogen mit vielen Höhenmetern zurück müssen, um doch noch den Wasserfall besuchen zu können. Deshalb entscheiden wir uns, zurück nicht die ursprüngliche Route für den Rückweg oberhalb des Hinweges zu nehmen und folgen der Talstraße zurück nach Schöder. Da diese wenig befahrenen ist, kommen wir so schneller und sicher zurück zum Parkplatz. Die im Laufe unserer Wanderung aufgezogenen, z.T. dunkeln Wolken halten aber dicht und wir kommen trocken an. Am Ende stehen dann ca. 12 km Wegdistanz mit je ca. 440 Höhenmetern bergauf und bergab auf der Uhr. Mit einem Stück Kuchen und einer Pause im einem Cafe auf der Rückfahrt beschließen wir diesen Ausflug.

Wanderung auf die Kuhalm:
Von Murau kommend starten wir unsere Wanderung am Parkplatz in der Vorstadt vor dem Ortseingang nach Sankt Lambrecht. Die Asphaltstraße der Unteralpe verlassen wir nach wenigen Kilometern in einer Steilkurve und biegen in den Feldweg ein, der uns nach einigen Metern direkt in den Wald führt. Die Route ist gut ausgeschildert. Wir gewinnen schnell an Höhe, während wir über meistens über Wurzeln steigen oder auf weichem Waldoden laufen. Der Forststraße müssen wir meist nur wenige Meter folgen, um wieder in den Wald abbiegen zu können.
Den Gipfel der Kuhalm mit 1784 Meter über NHN lassen wir aus, da bereits auf den letzten Meter zur unterhalb des Gipfels gelegenen Jagdhütte noch Schnee liegt und wir nicht für das Gehen in diesem Gelände ausgestattet sind. So beschließen wir, eine Brotzeitpause auf einer der Bänke vor der großen Jagdhütte mit dem großzügig eingezäunten Grundstück zu machen und dabei die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der 2 1/2-Tausender der Ötztaler Alpen rund um den Rotheck zu genießen.

Für den Abstieg entscheiden wir uns für die Route auf der Asphaltstraße, die uns vorbei an Berghöfen und zurück zu unserem Ausgangspunkt führt und dabei immer wieder einen Blick auf die Kirchtürme des Benedigtienerstifts in Sankt Lambrecht gewährt.
Nachdem wir dieses besichtigt haben, genießen wir neben der frühnachmittäglcihen Sonne den leckeren Cheesecakes bei einem Cafe als Abschluss unsere ca. 4 Stunden dauernden Vormittagswanderung mit insgesamt 1.070  überwundenen Höhenmetern. 

Den Rest der Woche leben wir die Entschleunigung des Hüttenlebens.

London

Coming-Home nach London, in die Stadt und in das Land, in dem wir einige Jahre gelebt, Freunde gewonnen und mit vielen schöne Erfahren im Gepäck verlassen haben. Und jetzt war es an uns, dieses England-Gefühl unseren Kindern ein wenig bei unserer Woche Urlaub in London zu vermitteln.

Natürlich haben wir die vielen Touri-Klassiker wie Piccadilly Circus, Tower of London und Greenwich sowie die Basics der wichtigen Museen wie British Museum, Tate Modern, Tate Britain und die National Gallery gesehen. Und wir waren nicht undankbar, dass wir Wachsfigurenkarbinette, Nachbauten von Folterkammern oder irgendwelche Filmrequisiten nicht auf Drängen der Kinder machen mussten. Aber in einer Woche mit bestem sonnigen Februarwetter ist dann auch genug Zeit für einen gemütlichen Spaziergang durch Notting Hill, Besuch unseres Lieblings-Pubs und dem Treffen alter Freunde, natürlich verbunden mit der Gelegenheit, wieder beim letzten Treffen ausführlich anzuknüpfen. Und natürlich darf ein Musical im Originaltheater am Strand nicht fehlen, das die Latte für zukünftige Musicalbesuche für die Kinder sicher deutlich höher wird.

Auffällig nach ca. 15 Jahren waren die vielen Radfahrer, die für unsere Verhältnisse zum Teil waghalsigste die Verkehrsregeln zu ihren Gunsten biegen und Kopf und Kragen mit ihrer Fahrweise oder dem Grad der Beleuchtung ihres Fahrrades in abendlicher Dunkelheit riskieren. In der Zeit unseres Aufenthalts haben sie es aber scheinbar alle ohne einen einzigen Unfall überlebt. 

Wir hoffen ihnen aber auch damit ein wenig mehr die Gelegenheit geboten zu haben, zu erleben, dass nicht immer alles geplant sein muss im Leben, dass anders sein nicht immer schlechter bedeuten muss und da draußen, hinter dem Gartenzaun in unsern Köpfen, eine ganze Welt voller toller, freundlicher Menschen ist. Und im Umkehrschluss auch die Menschen, die unsere Nachbarn, Kollegen oder Sitznachbarn in der U-Bahn sind und von irgendwo in dieser Welt kommen, genauso einfach andere Menschen sind, wie wir das waren auf dieser unseren und viel zu kurzen Reise.

Auf jeden Fall hat dieser Besuch wieder viel Lust auf eine weiteren gemacht. Dann werden wir auch die Dinge machen, die selbst auf unserer Bucketlist noch stehen: Sich endlich richtzeitig um eine Führung durch das House of Parliament sowie eine Teilnahme am Pilgrimage-Parkrun und dem London Marathon.

Nationalpark Hohe Tauern

Auch in diesem Jahr geht es für einige Tage in den Nationalpark Hohe Tauern. Das Wetter zeigt sich mit viel Schnee, kalten Temperaturen und sonnigem Himmel von der besten winterlichen Seite und beschert uns eine gute Urlaubswoche über den Jahreswechsel. Die inversive Wetterlage schenkt uns dabei trotz dichter Wolkendecke im Tal sonnige Stunden in der Höhe.

Neben dem Alpin-Skifahren auf dem Rester Kogel und auf dem Wildkogel nutzen wir in diesem Jahr alle Wintersportangebote, die uns das Hohe Tauern-Tal so bieten kann:

  • Schneeschuhwandern auf den Rester Kogel mit einer Wanderung auf dem Panoramaweg zurück nach Mittersill und zu Europas wasserreichsten und in dieser Jahreszeit teilweise gefrorenen Wasserfällen, den Krimmer Wasserfällen,
  • Langlaufen auf dem Pass Turn,
  • Schlittschuhlaufen auf der Eislaufbahn in Mittersill,
  • Schlittenfahren vom Wildkogel.

Das erste Mal nehmen wir an einer geführten Wanderung der Nationalparkverwaltung mit einem Nationalparkranger teil: Gute, von der Nationalparkverwaltung gestellte Ausrüstung und ein sehr freundlicher und kompetenter Führer. Wir verbringen einige gute Stunden und das sogar in einer sehr großen Gruppe, denn die Nachfrage übersteigt die Erwartung der Veranstalter an diesem Tag bei weitem.

Herbststimmung in der Fränkischen Schweiz


Unser Kurzurlaub Ende Oktober führt uns in die Fränkische Schweiz In die Umgebung von Lichtenfelds. Die Auswahl an Ausflugszielen ist vielfältig: Bayreuth, Kulmbach, Coburg und Bamberg sowie viele Orte mittendrin sind nach kurzer Autofahrt erreichbar und bieten Restaurants, Museen, lebendige Innenstädte, Burgen etc. .

Unserer Tochter findet hier einige Reitstunden und viele Stunden mit den großen Vierbeinern.

Der Herbst färbt die vielen Laubbäume in den überwiegenden Laub- und Mischwäldern in ein buntes Kleid und lädt ein, einfach über die MIttelgebirgshöhen zu wandern oder sie als optimale Gelegenheit für das eine oder andere Trailrunning-Training zu nutzen. Bei jedem Schritt auf den gut ausgeschilderten Waldfühlt, riecht und hört man den Herbst unter seinen Füßen.

München Marathon 2024


Es ist wiedermal noch vor Sonnenaufgang, als ich das Haus Richtung Olympiazentrum in München an diesem Sonntagmorgen verlasse, wo heute 5.012 Marathon-, 9.843 Halbmarathon- und 2.856 10-km-Läufer einlaufen werden. Aufgrund der anstehenden Sanierungsarbeiten im Olympiastadion leider ohne Start und Zieleinlauf durch den Marathontunnel, durch den bereits die olympischen Marathonläufer ihre letzten Meter absolviert hatten: Sonst für mich immer ein Highlight dieses Laufs. 

Viele Stunden Training und Vorbereitung werden heute auf die Probe gestellt. Auf der Fahrt in der S-Bahn die Gedanken daran, welche Trainingseinheiten für einen langen, fantastischen Skandinavien-Roadtrip, Job und Familie in den letzten Monaten nicht stattgefunden haben, immer eng verbunden mit der Optimierung der Trainingsvorbereitungen für den nächsten großen Lauf im Mai. Aber die Freude, dass der Tag auf der diesjährigen Münchner Marathonstrecke endlich da ist, überwiegt diese Gedanken an Vergangenes. Besonders wird auch sein, dass ich meine Schwester nach ihrem ersten Halbmarathon im Ziel treffen werde und beim ihren Zieleinlauf an der Seite stehen kann.

Heute werde ich wieder neues Equipment auf der Langstrecke für mich testen: Neben der neuen Laufuhr und deren Möglichkeiten der Wettkampfvorbereitung, -planung und -begleitung werden auch andere Kopfhörer und Arm-Sleeves zum Einsatz kommen und ihren Nutzen unter Beweis stellen müssen. Das Ergebnis wird gemischt ausfallen, was vielleicht aber auch an noch nicht optimaler Bedienung gelegen haben könnte. Lessons learned ist somit in diesem Fall das Motto.

Der Start erfolgt bei angenehmen Temperaturen und trocknen Bedingungen. Letztes ändert sich nach ca. eineinhalb Stunden, als der den ganzen Tag wolkenverhangene Himmel seine Schleusen kurzzeitig sehr weit öffnet und Läufer samt Stecke ordentlich durchnässt. Mich erwischt es gerade in der nördlichen Kehre im Englischen Garten. Die Stimmung auf und an der Strecke ist trotz der Wetterbedingungen gut. Zum Glück ist es nicht so kalt, dass die druchnäßte Kleidung den Körper zu sehr abkühlt. Die Streckenführung wurde im Vergleich zum letzten Jahr geändert, vielleicht eine Folge der Vorfälle mit falscher Führung der Spitzengruppen im letzten Jahr: Dafür bekommen wir statt dem Viktualienmarkt dieses Jahr die Münchner Freiheit zu sehen.

Den 3:45-Stunden-Pacern kann ich dieses Jahr leider nur bis zur Halbmarathondistanz folgen, womit das Ziel und das Trainingsprogramm für das kommende Jahr klar gesetzt sind. Dann aber hoffentlich in Berlin. Entscheiden darüber wird darüber das Losglück.

Im Ziel sind alle froh, sich nach einer Stärkung an den Verpflegungsständen in die warme Olympiahalle begeben zu können, sofern man es auf den wenigen Metern zwischen Ausgang des Zielbereichs und Eingang zur Olympiahalle durch die vielen, auf die Läufer wartenden Menschenmassen schafft. Und auch die Duschen in der Olympiaschwimmhalle sind gut nachgefragt.

Auch wenn jetzt etwas Erholung aufgrund dann doch schwerer Beine angesagt ist, die Vorfreude auf den nächsten großen Lauf flammt schon auf der Heimfahrt wieder auf. Für mich findet dieser wahrscheinlich im Thüringer Wald statt, wo ich bereits für für den Guthsmutslauf gemeldet bin.

Tegernseelauf 2024




Als Erster bin ich heute bei unserem Bäcker, um mir mein Frühstück für den Zug zu kaufen. Mit meinem schwarzen Tee von Zuhause der perfekte Start in einen Morgen, an dem die S-Bahn mit Sonnenaufgang pünktlich einfährt. 

Heute geht es zum 21. Tegernseelauf nach Gmund, leider nach 3 1/2 Wochen Skandinavien-Roadtripp mit vielen Fahrkilometern mit einem ordentlichen Trainingsrückstand. Entsprechend muss das Motto heute sein: Strecke genießen, mit gutem Puls laufen und die Pace mal zweitrangig sein lassen.

Im Zug ab der Donnersberger Brücke in München sind trotz meiner frühen Zugwahl mit genug Zeitpuffer vorm Start nur noch wenige Sitzplätze gleich ab München frei.

Nachdem es die letzten Tage viel geregnet hat und es auch am Abend genauso weitergehen soll, freue ich mich die für September recht kühle aber durchweg trockene und sogar zeitweise sonnige Wettervorhersage für diesen Sonntagvormittag und -mittag. Die Freude auf schöne Aussichten am und über Tegernsee macht zumindest das Wetter keinen Strich durch die Rechnung.

Bei nur 6 Grad Außentemperatur, bis Mittag sollen es noch 9 Grad werden, verbringe ich die Wartezeit bis zum Start möglichst lange mit allen, die auch das Glück eines kleinen Plätzchens in diesem unter normalen Umständen vollkommen ausreichend großen Bahnhofsimmenraum, windgeschützt im Warmen. Dann geht es zur Gepäckabgabe, wo es auch noch etwas Zeit im Warmen fürs Streckhing gibt, und anschließend zum Aufstellen im Startbereich. 

Mit 5.000 Starten geht es kurz nach 10:30 Uhr auf den Strecken 10 km und Halbmarathon. Bei Kilometer 3 und 14 kommt auch mal die Sonne durch die Wolken, während die Halbmarathonroute auch die Asphaltstraße auf längeren Streckenabschnitten gegen einen Parkweg oder eine Holzbrücken über reißende Bäche Flüsse am Straßenrand eintauscht und weiter überall Menschen applaudieren und zuschauen. Mit insgesamt vier Verpflegungsstationen am Kloster Tegernsee (bei Laufkilometer 6), in Rottach-Egern (bei Laufkilometer 9), in St. Hubertus (bei Laufkilometer 13) und in Bad Wiessee (bei Laufkilometer 17) ist dieser Halbmarathon ungewöhnlich gut ausgestattet. Und wenn man dann die beiden sich gefühlt ewig hinziehenden Anstiege auf den letzten Kilometern vorm Ziel geschafft sind, kann es mit vollem Tempo und leicht bergab über die Ziellinie gehen, natürlich mit einem die letzten Kraftreserven aufbrauchenden Zielsprint.  

Es hat echt mal Spaß sich mal wieder von den 180 bpm des italienischen Skapunksvon Talco auf Tempo halten zu lassen, während es bei fantastischer Sicht in die bayerischen Voralpen und bei guter Verpflegung einmal um den See geht. Jetzt darf es wieder regnen, wenn es will.

Mit der mit erschöpften Läufern übervollen Bahn geht es dann zufrieden über einen schönen Tag um den Tegernsee mit einem guten Laufergebnis im Gepäck aus den wieder schneebedeckten Gipfeln der Alpen zurück nach München, um im nächsten Jahr vielleicht hier nicht allein wieder anzutreten.

Watzmannüberschreitung



Heute geht es von München aus in die von jährlich 1,6 Millionen Menschen besuchten Berchtesgadener Alpen. Da Regen und Gewitter mit einer Hochgebirgstour nicht gut vereinbar ist, musste ich meine erste Watzmannüberschreitung bereits einmal verschieben. Für dieses Wochenende hat der Wetterbericht grünes Licht gegeben und das Watzmannhaus hatte kurzfristig noch den letzten freien Schlafplatz im Matratzenlager für mich. Das ist wichtig, denn ohne Reservierung ist eine Übernachtung auf dieser Schützhütte des Deutschen Alpenvereins (Sektionen München und Oberbayern) nicht möglich, die mit ihren über 200 Schlafplätzen eine der größeren und meistbesuchten Hütten der Berchtesgadener Alpen ist. Der Ramsauer Extremsportler Toni Palzer hat im Juni 2020 gerade mal 2:47 Stunden für seine 23 km-Watzmann-Überschreitung benötigt. Mit der heutigen Erfahrung ist das so etwas von unverstellbar.

Nach 1:45 Std. komme ich mit dem Auto am Parkplatz an der Parkplatz an der Wimbachbrücke an. Da dieser hoffnungslos überfüllt ist, muss ich den Ausweichparkplatz einige hundert Meter Richtung Ramsau nehmen. Die nach der Sage versteinerte Familie des Königs Watzmann in ihrer vollen Schönheit im Süden bereits auch von hier sichtbar.

Ich freue mich, wieder einmal in den 210 Quadratkilometer großen Nationalpark Berchtesgaden zu kommen, Deutschlands einzigen Alpennationalpark. 

Am Samstag benötige ich für den Aufstieg von der Wimbachbrücke (628 m) zum Watzmannhaus (1.930 m)  über die  Wimbachklamm sowie die Stuben- (1.145 m) , Mitterkas- (1.420 m) und Falzalm (1.650 m) bei sonnigem Wetter ca 2:30 Stunden. Die letzten Meter auf den Falzköpf zum Watzmannhaus, auf den Dank der Einrichtung des Nationalpark Berchtesgaden 1978 keine Seilbahn gebaut wurde, geht es weiter konstant steil hinauf. Gebaut wurde 1960 nur eine Materialseilbahn, nachdem bis dahin Mulis für die Versorgung der 1887 zuerst errichteten und zwischen 1908 und 1911 in der heutigen Grundform (damals 132 Schlafplätzen) neu erbauten Schutzhütte eingesetzt wurden. Die heutige ca. 7,5 km lange Etappe mit ca. 1.250 Höhenmetern (angegebene Gehzeit: 4:30 Std. ab Ende der Klamm) ist geschafft und damit der Einstieg in den vielleicht schönsten Berg Deutschlands. Kurz unterhalb des an der windausgesetzten Außenkante des Plateaus an der Watzmann-Nordflanke, an der das Watzmannhaus so lavinen- und steinschlagsichere erbaut wurde, habe ich die Baumgrenze passiert.

Während ich auf der Hütte sitze und mir auf der Terrasse ein warmes Essen schmecken lasse, fliegen erste Hubschrauber Richtung Watzmann-Mittelspitze: Hoffentlich nur eine Übung, denke ich mir. Es wird aber nicht der letzte Hubschrauber an diesem Nachmittag sein. Die Aussicht lässt keinen Blick auf den Königssee zu, dafür auf den Grünstein über Schönau am Königssee mit seinem Klettersteig.

Ab 15:00 Uhr läuft die Anmeldung und ich kann meiner Lagernachbarin gleich vorab abkündigen, dass ich einen sehr frühen Start plane. Die Übernachtung im Lager als erwachsenes DAV-Mitglied kostet mich heute 15 €. Das Auffüllen der Wasserflaschen kann für 2 € erfolgen. Es gibt wenig Mobilempfang und damit nur Barzahlung. Da ich einen Aufbruch vor dem Frühstück schon eingeplant hatte, habe ich Proviant und Trinken für den zweiten Tag gleich den Berg mit hochgebracht. Die Wasserversorgung der Hütte erfolgt über Zisterne oberhalb des Plateaus, in der immer geringer werdende Schneeschmelzwassermengen aufgefangen werden und die insbesondere für den Betrieb der Wasch-und Sanitärräume wichtig ist. Eine Dusche findet man als Gast dieser Hütte aufgrund des allgemeinen Erfordernisses zum Wassersparen vergeblich und auch die Wassermenge am Wasserhahn in den Waschräumen ist voll auf Wassersparen eingestellt.

Vorm Abendessen scheinen sich die drei einzigen auf der Hütte, die allein unterwegs sind, gefunden zu haben. Im Gespräch auf der Terrasse wird dann der Entschluss gefasst, dass Isabell und ich gemeinsam die Überschreitung angehen werden und Marianne ihre 4-tägige Watzmannumrundung fortsetzen wird.

Unsere Watzmannüberschreitung, die 1868 durch den Bergführer Johann Grill das erste Mal erfolge, beginnt um 5:00 Uhr mit dem Anstieg zum Hocheck (2.651 m, angeschriene Gehzeit 3:00 Std.) : Das ist der Start auf unsere heutige, mit insgesamt ca. 13 Stunden ausgeschrieben Tour. Wir sind bei weitem nicht die ersten auf diesem Weg, denn bereits ab 2:00 Uhr hat man Lichter sich am Hang hinaufschlängeln sehen können. Die Morgendämmerung gibt uns genug Licht, sodass wir bereits ohne Stirnlampe gehen können, was auch das Auffinden der Wegmarkierungen deutlich einfacher macht und was uns einen Blick in wunderschönem Licht auf die vier Watzmannkinder neben der Watzmannfrau (Kleiner Watzmann) sowie auf den über den in Wolken verhangenen Königssee schenkt.

Nach einem kurzen Frühstück auf dem Gipfel machen wir uns, auf zum nächsten Etappenziel, der Watzmann-Mittelspitze (2.713 m) . Gleich nach der Biwakschachel am Gipfel des Hocheck wird klar, dass wir ab jetzt den Wanderweg mit zum Teil losen Gerölluntergrund verlassen und ab jetzt Helm und Handschuhe für das Gehen im Fels und an den mit Drahtseil gesicherten schwierigen Stellen brauchen werden. Wer nicht schwindelfrei, trittsicher und konditionell fit ist, sollte unbedingt an dieser Stelle umkehren, haben wir immer wieder gelesen. Sie sollen recht behalten. Wir machen unsere Tour bei warmen, aber besten Wetterbedingungen und ich bin froh, zu zweit in diesem Gelände unterwegs zu sein. Mit einer weiteren Stunde ist diese Wegpassage angegeben. Wir kommen gut und sicher voran und haben Spaß am Gehen in diesem körperlich und den Verstand fordernden Gelände. Wir werden von vielen überholt, die einfach schneller unterwegs sind. Auf ein Verweilen auf der Mittelspitze verzichten wir aufgrund des geringen Platzangebots am Gipfel. Und auch heute fliegen wieder Hubschrauber an der Westflanke des Watzmanns.

Zwischen Mittelspitze und Watzmann-Südspitze (2.712 m) nimmt der Schwierigkeitsgrad noch einmal zu. Wir werden wir Kletterstellen bis zum II. Grad zu bewältigen haben. Auch die ausgesetzten Stellen nehmen zu und fordern weiter volle Konzentration bei jedem Schritt. Für diese ca. 800 Meter Wegdistanz sind 2:30 Stunden angeschrieben. Wir versuchen zwischendurch den Blick auf Sankt Bartholomä am Königssee und die Ostwand sicher stehend zu genießen, die die längste Wand der bayerischen Ostalpen für den Bergsport ist und die 1881 durch bereits erwähnten Johann Grill erstbestiegen wurde. 

Wir kommen nach 6 Stunden sicher an der Südspitze an und treffen unter dem Gipfelkreuz einige bekannte Gesichter von unterwegs und Seilschaften, die die Ostwand hinaufgekommen sind. Das Foto am Kreuz ist hier für alle „Pflicht“. Für uns eine willkommene Gelegenheit, uns auf diesem Riff eines uhrzeitlichen tropischen Meeres zu stärken und ein etwas zu rasten, während uns eine Hand voll Dohlen Gesellschaft leisten. Gämsen oder Steinböcke haben wir und werden wir auch nicht mehr auf unserer heutigen Tour sehen.

Nun können wir auf den in der Vorbereitung zur Tour bereits als unendlich lange und kräftezehrende beschriebenen Abstieg über die Nordflanke des Watzmannmassivs aufbrechen. Dieser ca. 3 km lange 1.200 m-Abschied führt uns über das Geröllfeld des Schönfeldgrabens bis hinunter zum Wimbachgries und wird uns die letzte Kondition abverlangen. Das Highlight ist das Schild „Wasser“, was eine gut erreichbare Stelle zum Auffüllen der Wasservorräte und zum Abkühlen am Berg ausweist. Allein ist man hier sicher nicht. Die auf der Südseite konstant herunterbrennende Mittagssonne hat zu diesem Zeitpunkt sicher ihren Anteil an unserem Konditionsabbau. Wir erreichen schließlich aber doch das Naturfreundehaus Wimbachgrieshütte nach ca. 12 Stunden. Hier freuen wir uns über eine freudige Überraschung eines unerwarteten Wiedersehens mit Marianne, die hier heute Station macht. Isabell beschließt das Beste aus dem noch anstehenden Urlaubstag zu machen, und verschiebt den weiteren Abstieg auf den morgigen Tag.

Ich begebe mich nach einer kurzen Pause zum notdürftigen Auftanken der Kälte auf den ca. 10 km langen 1.400m-Abstieg über das Wimbachgries zwischen Watzmann auf der einen und dem Hochkalter (2.608 m) und Schärtenspitze (1.791 m) auf der anderen Seite. Zunächst geht der Weg über die Fahrspur auf dem Gries, bis dieser dann neben dem Flussbett über die Gaststätte Wimbachschloss und die Wimbachklamm bis zum Parkplatz an der Wimbachbrücke weitergeführt wird. Nach fast genau 15 Stunden komme ich am Auto an. Sehr anstrengende ca. 17 km und viele Höhenmeter (ca. 1.150 m auf, ca. 2.400 m ab) liegen heute hinter mir.

Ich verabschiede mich mit Blick auf das Watzmannhaus im Abendlicht von dem Berg, der mir alles abverlangt hat, während ich die Ramsauer Ache zum Parkplatz gehe. Wenn der Muskelkater in meinen Oberschenkeln nachgelassen hat, werde ich mich auch sicher wieder auf die noch anstehende Wanderung mit der Familie über dem Ost- und Südufer des Königssees sowie den geplanten Besuch des Klettersteigs am Grünsteig mit einem Freund freuen.

Auf der Heimfahrt muss ich dann im Radio hören, dass wir uns leider in der Annahme getäuscht hatten, dass die Hubschrauber Übungsflüge absolvieren. Der auf der Hütte vermisste Wanderer ist bereits am Donnerstag nach Absturz bei widrigeren Wetterbedingungen an der Westflanke tödlich verunglückt und konnte erst am Sontag nach Eingang einer Vermisstenmeldung von der Bergwacht gefunden und geboren werden. Nach meinen frischen Erlebnissen sind meine Gedanken ganz besonders bei den Angehörigen und Freunden dieses Wanders.

Ich bin froh, die Gelegenheit gehabt zu haben, diese Tour bei besten Wetterbedingungen und in Begleitung machen zu können. Jede Seilsicherung sowie jeder Griff und jeder Tritt im Fels, die wir heute genutzt haben, sind nicht ausgebrochen, das Gehtempo war für uns angemessen und auch mit der Höhe sind wir zurecht gekommen. Der Abstieg in der fast vollständig schattenlosen Watzmann-Nordflanke hat uns dennoch mehr als die letzten Kräfte geraubt. Danke an DAV-Sektion Berchtesgaden für die immer zuverlässigen Seilsicherungen und an meine vorab unerwartete Wanderbegleitung für diesen Tag.
Das Resümee: Ohne Schwindelfreiheit, ohne Freiheit von Höhenangst, ohne gute Trittsicherheit, ohne Erfahrung am Berg sowie ohne Begleitung, ohne gutes Wetter und sehr gute Kondition sollte man diese Tour nicht unternehmen. Aber dann kann der Watzmann zum schönsten Berg für einen Wanderer werden.

Hier kann man selbst einen Blick auf die Tour werfen: Link zu Mediathek von Bergauf-Bergab

Allgäu-Entdeckungswochenende


Ein ordentliche Gewitterfront zieht auf, als wir gerade Richtung Allgäu fahren. Wenig später müssen wir die Fahrt unterbrechen, das aufgrund des Starkregens kein sicheres Weiterkommen auf der Straße mögliche ist. Um so erstaunlicher ist es, dass wir es an diesem Abend noch schaffen, unser Zelt trocken in Sonthofen auf dem Campingplatz am Zulauf des Geißbach in die Aller aufzustellen. Wir freuen uns, dass die Alpenüber- und die Pyrenäendurchquerungsgruppe mal wieder zusammen auf Tour ist.

Nach dem Frühstück geht es bei bewölktem Wetter auf dem Parkplatz an der Touristeninformation in Oberjoch (ca. 1.139 m) von wo wir uns auf dem Fußweg zum Parkplatz Kranzelhütte oberhalb der serpentinenreichen Jochstraße mit Aussichtspunkt ins Ostrachtal auf Bad Hindelang und Bad Oberdorf machen. Denn dort ist der Einstieg zum Ostrachtaler Kelttersteig . Die Wand ist noch leicht feucht von der letzten Regennacht und auf halber Höhe auf dem Klettersteig der Kategorie B/C fängt es leicht an zu nieseln. Der Fels wird dadurch leider noch rutschiger, was den Schwierigkeitsgrad des Steiges sicher deutlich erhöht, da zu einer streckenweise zu einer Herausforderung wird, rutschfeste Tritte zu finden. Unter diesen Bedingungen sicher kein Anfängerkletterstieg. Wir fühlen uns in unserer Entscheidung bestärkt, nicht den Iseler Klettersteig hinauf zum Gipfel des Isler (1.876 m) auf der gegenüberliegenden Talseite gegangen zu sein, da dieser deutlich länger ist und höher liegt. Am Ende kommen der Teil unserer Gruppe, der sich die Wand zutrauen wollte, und der Teil, der sich für den Wanderweg entschieden hat, wieder auf der Hirsch-Alpe (1.493 m) unterhalb des Kreuzbichl zusammen. Die Hütte, die auch einfacher über eine Fortstraße ab dem Wanderparkplatz Hirsch-Alpe an der Serpentinenstraße erreicht werden kann, ist auch an einem Tag absolut ohne Fernsicht gut besucht. Den Heimweg auf dem Wanderweg 43 gehen wir dann zusammen über den mit grasenden Kühen bevölkerten Gipfel des Ornach (1.572 m) mit zum Teil durchnässten und schlammigen Wegabschnitten an. Zurück am Ausgangspunkt sieht man unseren Schuhen unsere heutige Route an. Zufrieden und glücklich, diese halbtägliche Wanderung gut zusammen gemacht und auch sicher beendet zu haben, sind wir auf jeden Fall. Eine sehr lohnenswerte Runde. Es bleicht die Frage: Was hätten wir nicht alles sehen können, wenn da nicht diese graue Nebel- bzw. Wolkenwand gewesen wäre.

Dafür geht es für die Kinder dann ins Schwimmbad Wonnemar in Sonthofen, bevor wir uns bei schönster und trockener Abendstimmung am Himmel in das Getümmel des Großen Stadtfestes in der Innenstadt von Sonthofen mischen, die Live-Musik genießen und uns ein Abendessen gönnen.

Die sonne scheint und die Regenjacke muss der Sonnencreme weichen. Nach dem Abbau des Zeltes am nächsten Morgen starten wir den Tag gemütlich mit einigen Stunden am Fuße einer Stromschnelle auf einer Keisbank an der Iller bei Blaiach und schauen den Gruppen von Booten zu, die hier an landen.

Gleiches werden wir einige Stunden später auch machen, nachdem unsere Raftingtour in dem scheinbar von Urlaubern gut besuchten Ort Fischen gestartet wurde und wir in 3-Personen-Booten auf der kalten Iller den ca. 10 km langen Flussabschnitt hinuntergepaddelt sind. Der ein oder andere unfreiwillige und natürlich auch gewollte Gang ins das zum Teil sehr flache Flussbett ist Dank des kalten Illerwassers sehr erfrischend und mit den Neoprenanzügen, Schwimmwesten und Helmen auch sicher trotz der allgegenwärtigen Strömung gut machbar! Außerdem ist das Flusswasser wieder glasklar, nachdem es am Vortag nach den starken Regenfällen am Freitag noch sehr trüb war.

Ausklingen lassen wir unser Wochenende in einem Biergarten unterhalb des Stiftskirche in Kempten, bevor wir uns wieder auf die Straße nach München machen. Und dank des am Abend stattfinden Finalspiels der Fussball-EM der Männer sind die Straßen auch ohne den üblichen Rückreiseverkehr aus dem Alpen, selbst an einen sonnigen Sonntagabend.

In zwei Tagen haben hatten wir Gelegenheit das Allgäu etwas kennenzulernen. Auf jeden Fall hat es Lust auf mehr gemacht. Und wenn wir uns eines wünschen dürften: Etwas besseren Wetter am Anfang unseres kurzen Wochenendes.

Grasleitenkopf, Seekarkreuz, Kampenüberschreitung und Neuhüttenalm über Lenggrieser Hütte


Selbst frühzeitig Hüttenschlafplätze zu finden ist dieses Jahr sehr schwer. Wir haben deshalb nur eine Übernachtung für Freitag auf der Lenggrieser Hütte bekommen, ohne für Samstag noch auf der  Tegernseer Hütte 4 Schlafplätze für eine zweitägige Durchwanderung der Tegernseer Berge reservieren zu können. Somit wird es ein kurzes Wanderwochenende bei dem wir einige östlich von Lenggries gelegene Gipfel besuchen. 

Bei der Planung unserer Anfahrt kommen wir das erste Mal in den Genuss der kürzlich erfolgten Verkehrsverbunderweitwrung des MVV: Unsere Deutschland-Tickets der Erwachsenen mal nicht eingerechnet, fahren wir mit dem dem Zug der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) <<www.bayerische-oberlandbahn.de>> zu zweit für 1,70 € die einfache Strecke bis nach Langries.

Gegen 14:15 Uhr erreichen wir den im Jahr 1205 erstmal urkundlich erwähnten Luftkurort Lenggries (679 m) und machen uns vom Bahnhofsvorplatz durch diesen Hauptort des Isarwinkels auf zum 1694 baulich gestalteten Kalvarienberg , dem ältesten seiner Art im Isartal und einem der ältesten in Bayern. Kalvarienberge entstanden ab Ende des 15. Jahrhunderts in Italien und fanden nördlich der Alpen während der Zeit des Barocks bzw. der Gegenreform besondere Beachtung. Der Begriff Kalvarienberg leitet sich über das aramäische Wort für Golgota aus dem dem lateinischen Calvariae locus (des Schädels Ort) ab. Von der bereits 1665 installierten Kreuzigungsgruppe aus Kupfer sind heute, neben den bis 1698 entstanden 2 Kapellen, nur noch 2 Figuren erhalten.

Für uns geht es weiter an der Sankt Dionysius Kapelle vorbei hinter zum Schloss Hohenburg , in dem heute eine Realschule und ein Gymnasium für Mädchen untergebracht sind. Das Schloss wurde 1712 bis 1718 auf den Grundmauern der 1707 bei einem Großbrand vernichten Burg errichtet. Der gleichzeitig angelegte Barockgarten enthält noch alten Baumbestand aus den Gründungsjahren des Parks.

Wir folgen dem Hirschbach, den wir beim Wanderparkplatz Rouine Hohenburg (717 m) queren und folgen der Straße weiter bis Tradln. Bevor die Straße an einer Hofeinfahrt endet, biegen wir links in einem Feldweg. Dieser führt entlang des Grades der Grasleite über die Gipfel des  Grasleitenstein (1.268 m) und des Grasleitenkopf (1.433 m) zur Seekaralm. Wir haben uns damit für die unbekannteste Hüttenaufstiegsroute (angegebene Wanderzeit: ca. 3:00 Std.) entschieden.

Belohnt werden wir nach einem steilen Anstieg mit einem engen, wurzelbewachsenen Waldpfad auf dem Grad mit zum Teil steil abfallenden Seiten rechts und links des Weges, der Ab und An den Vorhang der Bäume lichtet und den Blick auf das Isartal frei macht. Hier sehen wir aus, woher Lenggries seinen Namen bekommen hat: Die langen (=lenge) Kies- und Gröllbänke (=Gries) der Isar, die wir von hier sehr gut überblicken können. Diese Router bedarf aber unbedingt guter Trittfestigkeit, insbesondere bei zum Teil rutschigen Bodenverhältnissen, und konstanter Konzentration auf den Weg. Für uns der heute der perfekte Wanderweg, trotz kleiner schlammiger Abschnitte.

Alternativ hätten wir  den Grasleitensteig (Weg 621, angegebene Wanderzeit: ca. 2:30 Std.) oder den Weg am Hirschbach bzw. Sulzbach östlich des Grasleitenstein (Weg 601 und 612, angegebene Wanderzeit: ca. 3:00 Std.) nehmen können. 

Als wir beim letzten, etwas schlammigen Abstieg die aussschließlich für die eigenen Mitglieder nutzbare  Seekaralm <<http://www.alpenverein-gleissental.de/huette.html>> der DAV-Sektion Gleißental sehen ist es zur Lenggrieser Hütte (1.338 m) und unserem heutigen Ziel nicht mehr weit, an dem wir auch noch bis 19:00 Uhr ein warmes Abendessen bekommen werden. Mit Pausen und ersten Wanderschritten in dieser sonst oft so verregneten bisherigen Wandersaison machen wir den Aufstieg in ca. 3:30 Stunden. Die Hütte der DAV-Sektion Lenggries mit heute insgesamt 50 Schlafplätzen würde 1949/1950 errichtet und 2020 zuletzt modernisiert. Aufgrund der hohen Umweltstandards wurde sie vom DAV intern prämiert. Uns fallen die vielen Mountainbikefahrer auf, die den Weg hier hinauf gefunden haben. Wir werden freundlich empfangen und fühlen uns während unseres Hüttenaufenthalts wohl.

Am nächsten Morgen gibt es bereits eine halbe Stunde vor offizieller Frühstückszeit das Startzeichen für den warmen Café, sodass wir bereits gegen 7:30 Uhr mit fertig gepackten Rücksäcken und aufgefüllten Vorräten auf dem Weg zu unserem ersten heutigem Ziel sind, dem Gipfel des Seekarkreuz (1.601 m) . Der Weg zum Seekarkreuz ist gleich ab der Hütte an der Kreuzung neben aus dem Tal ankommenden Grasleitensteig ausgeschildert und führt zunächst noch über leicht feuchte Wegabschnitte durch den Wald steil hinauf (angegeben Gehzeit: 45 Minuten). Bereits vor dem Erreichen des Gipfels können wir bereits die freie Fernsicht Richtung Alpenhauptkamm sowie über die Lenggrieser Hütte und das Isartal auf den dahinter liegenden Lenggrieser Hausberg, den Brauneck, mit seinen 18 Liften und Kabinenbahnen genießen. Unsere Wanderkarte führt uns auf der Forststraße Richtung Raualm, die wir bereits in östlicher Bilckrichtung vom Seekarkartzgipfel sehen könnten und die eine Selbstversorgerhütte der DAV-Sektionen München und Oberland ist. An der Wegmarkierung am linken Wegrand, unterhalb des Aufstiegs zum Brandkopfes (1.569 m) , folgen wir dem unbefestigten Pfad zu unseren ersten Gipfel des Kampen, dem Spitzkamp (1.603 m) . Dabei ist, wie schon auf dem Schild zum Einstieg auf dem Kampen erwähnt, gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich: Wir finden uns bald darauf mit Händen am Felsen unsere Tritte sichernd wieder. Vereinzelt wurden für einen besseren Halt auch Tritte und Stangen aus Metal in den Felsen geschlagen sowie mit Rundholz errichtete Treppenstiege eingerichtet. Am Sptizkamp erwartet uns wieder eine phänomenale Aussicht und natürlich das zweite Gipelbuch auf unserer heutigen Tour, in das wir uns eintragen können. Der weitere Weg über den Auerkamp (1.607 m) bis kurz vor den Ochsenkamp (1.594 m) hält weniger Herausforderungen für uns bereit. Leicht hangabfällige Wegeabschnitte und Passagen über bei Nässe rutschigen Felsenuntergrund können gut gemeistert werden. Kurz vor dem Ochsenkamp steigen wir hinab zum Hirschtalsattel (1.227 m) : Spätestens jetzt kommen auch die Wanderstecken zum Einsatz, da der Weg passagenweise doch sehr steile Stellen hat. Hier öffnet sich der Blick über die Saurüsselalm bis nach Bad Wiessee am Tegernsee. Am Sattel treffen wir auf viele Mountainbikefahrer, die die Forststraße hier drauf gefahren sind, um von hier weiter zur Neuhüttenalm oder zur Lenggrieser Hütte zu fahren.
Nach einer Pause auf der einzigen Bank im Schatten geht es für uns zur weiter zur Neuhüttenalm (Weg 614) zwischen Neuhütteneck (1.408 m) und Fockenstein (1.564 m) , wo wir uns an der Getränkestation mit Selbstbediung gerne bedienen und eine weitere kurze Schatten- und Trinkpause einlegen. Am Abzweig zum Fockenstein halten wir uns links und freuen uns wieder in bewaldetes und damit schattiges Gelände zu kommen. Der mittlerweile schmale Waldpad bringt uns unter den steil abfallenden Felswänden des Schlangkopf (1.330 m) vorbei. Unterhalb des Geierstein (1.491 m) entscheiden wir uns auf Höhe des Scharzwandgipfels (1.364 m) aufgrund der schlechter angesagten Wetterlage gegen den letzten Gipfelaufstieg zum Geierstein und für den Abstieg über den nördlich davon verlaufenden Waldweg, der uns bis nach Lenggries zurück bringt.

Dieser zweite Tag verlangt neben Trittsicherheit und Schwindelfreiheit auch eine gute Kondition, da es doch den einen oder anderen Höhenmeter hinauf und wieder hinab geht. Viele Passagen sind unbeschattet, sodass ein guter Sonnenschutz und ausreichend Flüssigkeit ganz wichtige Begleiter waren. Und eigentlich hätten wir uns eine Abkühlung im Naturfreibad verdient, was wir aber aufgrund des angesagten Wetters sein lassen.

Wir freuen uns, dass wir auf unserem Rundweg so wenig Forststraßen, dafür überwiegend kleine Wanderpfade gehen können. Und wir sind froh, als wir unseren Beinen eine Pause auf dem Heimweg gönnen dürfen.

Am Bahnhof wartet nach unserer ca. 7:30 Stunden dauernden Tour der halbstündlich fahrende Zug Richtung München auf uns, in dem wir so machen anderen Wanderer wieder, dem wir im Laufe des Tages begegnet waren. Beim Umsteigen in München dürfen wir dann nach das Gewitter erleben, dem wir erfolgreich ausweichen sind. Somit waren untere Regenjacken dann doch nicht ganz umsonst im Rucksack.

Eckdaten der Tour:

Tag 1: Lenggries HBF – Lenggrieser Hütte
ca. 7,5 km, ↑ 785 m, ↓ 125 m

Tag 2: Lenggrieser Hütte – Seekarkreuz – Kampen – Neuhüttenalm – Lenggries HBF:
ca. 16 km, ↑ 765 m, ↓ 1.420 m (mit Überquerung des Geierstein: ↑ 915 m, ↓ 1.570 m)

Plothener Teichlandschaft – Bleilochtalsperre – Mödlareuth


Eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier hat uns in die Nähe von Plothen im Thüringer Schiefergebirge in die ungefähr 75 Quadratkilometer umfassende Teichlandschaft aus von Mönchen im 11. und 12. Jahrhundert angelegten Himmelsteichen geführt. Wir finden für das Wochenende Unterkunft in einem der hier typischen Bungalows einer Freundin auf dem Campingplatz, direkt an einem der 600 der ursprünglich errichteten ca. 2000, allein durch Regenwasser gespeisten Teiche. Diese sind aufgrund der Vielfalt der hier vorkommenden Vogelarten ein wichtiges Naturschutzgebiet, aber auch ein Ort für den Rückzug ins Grüne und zum Baden der Menschen aus den umliegenden Orten. Die absolute Ruhe des Platzes wird abends nur vom Konzert der Frösche und tagsüber vom Zwitschern der Vögel unterbrochen.

Wir haben Gelegenheit auf dem ca. 8 km langen Kurs unseres Morgenlaufs über Dämme und über Wald- und Wiesenwege dieses Gebiet etwas zu erkunden und natürlich die Vögel auf dem Seen vor der am Morgen noch tierstehenden Sonne schwimmen, landen und starten zu sehen, während uns nur vereinzelt Spaziergeher begegnen. Die Route führt uns auch am Hausteichhaus vorbei, ein in etwa 300 Jahre altes Gebäude in Pfahlhausbauweise, das sich zum Wahrzeichen von Plothen gemausert hat. Für uns der perfekte Start in diesen Tag und sicher auch für Familien interessant, die sich für den auf dem 1000-Teiche-Weg durch das Gelände mit vielen Informationstafeln und Spielen eingerichteten Naturerlebnispfad interessieren. Hier wird versucht die Tier- und Pflanzenwelt dem Besuchern sehr bildhaft näher zu bringen.

Den „freien“ Vormittag nutzen wir noch für einen kleinen Ausflug an den 28 km langen Stausee der Bleilochtalsperre mit Besuch der Staumauer und der des Ortes Saalburg-Ebersberg .

Unsere Kinder genießen anschließend das kühle Nass und das SUP auf dem Fürstenteich, bevor wir uns für die Feier fertig machen.

Das Dorf Mödlareuth auf der bayerisch-thüringischen Grenze war seit 1810 in zwei Teile geteilt, aufgeteilt auf das Königreich Bayern und das Fürstentum Reuß. Mit der Gründung der DDR wurde aus der rein formalen, die immer ein gelebtes, vereintes Dorfleben in jeglicher Hinsicht erlaubte, die Staatsgrenze zwischen den beiden deutschen Staaten und damit der Menschen und Familien trennende eiserne Vorhang. Auf unserer Heimfahrt besuchen wir das Deutsch-deutsches Grenzmuseum Mödlareuth, das sich mit der Teilung von „Little Berlin“ behandelt sowie stehen gelassene, öffentlich zugängliche Abschnitte der zum Glück historischen DDR-Grenzbefestigungen ausstellt und diese mit Texten und Bildern beschriftete Tafeln in den geschichtlich Hintergrund einordnet. Für unsere Kinder ein Erleben der die eigenen Eltern in ihrer Jugend Grenzen Grenze, das sie durchaus nachdenklich, traurig und erschüttert wieder ins Auto einsteigen ließ. In Zeiten, in denen Menschen wieder Mauern und Abschottung fordern, ist das eine wertvolle Erfahrung, die wir in einem vereinten Europa so zu Glück derzeit nur noch an wenigen Orten so machen können.