Der Aufbruch zum Münchner Olympiastadion bei schönstem Sonnenschein macht mich sicher, heute auf der Laufstrecke nicht in Regen zu kommen und somit mit maximal leichtem Equipment laufen zu können.
Das Training war aufgrund von kurzweiliger Krankheit in der Schlussphase der Laufvorbereitung und den nicht immer erfolgreichen Kampf gegen den inneren Schweinehund natürlich wieder weniger als ich mir jetzt wünschen würde. Aber was soll‘s, jetzt will ich herausgefunden, wie mein Trainingsstand ist: Schließlich steht für Ende des Jahres ja noch das eigentliche und weitaus herausforderernde Ziel an. Um so wertvoller ist diese Trainingsstandfedtstellung!
Auf diesen so anderen Lauf freue ich mich, weil ich umgeben sein werde von Läufern der unterschiedlichen Laufstärken, Nordic Walkern und Menschen in ihren Rollstühlen. Nachdem ich im letzten Jahr von einem Rollstuhlfahrer auf dem Weg in eine Brückenunterführung so hoffnungslos abgehängt wurde, dass ich ihn nicht wieder einholen konnte, bin ich gespannt wie ich mich in diesem Jahr gegenüber dieser Gruppe meiner „Mitfahrer“ schlagen werde.
Mehr als 11.000 Menschen werden in wenigen Stunden im Olympiagelände 206.727 Menschen weltweit am Start stehen. Das Catcher Car steht bereits im Startraum und ist ein beliebtes Fotoobjekt. Diese Fahrzeuge werfen dann real oder virtuell der Reihe nach von hinten das Feld aufrollen und auf der ganzen Welt für einen Teilnehmer nach dem anderen durch deren Vorbeifahrt das Rennen beenden: Natürlich nicht ohne vorher noch einen Endspurt zu versuchen, um noch den einen oder anderen Meter auf der persönliche Habenseite verbuchen zu können.
Die Sonne scheint, ein kühlender, leichter Wind weht nur selten und der Startbereich füllt sich, während die letzten Aufwärm- und Stretchingaktivitäten praktiziert werden: Jetzt kann’s losgehen!
Die ersten Kilometer sind aufgrund der Läuferdichte auf den normalen Wegen im Olympiapark nicht die Trainingspace möglich, ohne den Laufenden vor mir über den Haufenp zu laufen. Das ändert sich schnell nach ca. 9 km, wenn die Strecke auf für den Verkehr gesperrten Straßen geführt wird und das Laufen der Ideallinie einfacher wird. Auch wenn diese am Ende wahrscheinlich nur wenige Meter im Gesamtergebnis bringen wird.
Der Asphalt der Strecke ist hier bereits ordentlich aufgeheizt, sodass jede Versorgungsstation als Flüssigkeitstankstelle und Dusche sehr schnell herbeigesehnt wird.
Nachdem die Polizeimotorräder und die Fahrradfahrer des Organisationsteams durchgefahren sind, steigt die Laufgeschwindigkeit unter Versehr der allerletzten Kraftreserven bis das „erlösende“ Catcher Car hupend vorbeikommt. Für heute ist es geschafft.
Der Bus, der uns zurück ins Stadion bringt, gleicht mehr einer Sauna und muss sicher gut gelüftet werden, bevor er wieder zu n den normalen Linieneinsatz kommen. Die vom Personal ausgegebenen Wasserflaschen finden jedenfalls dankbare Abnehmer.
Zwei Dinge sind spätestens jetzt aber klar: Erstens der aktuelle Trainingsstand wurde formal festgestellt und, zweitens, dieser erlaubt noch etwas Arbeit in den kommenden Monaten.
Der Empfang bei Ankunft durch den Marathontunnel und die „Ehrenrunde“ auf der Leichtathletikbahn im Olympiastadion zum Auslaufen sind wir immer einfach super! Wie haben sich die Athleten wohl an gleicher Stelle 1972 bei voll besetzten Rängen gefühlt?
Wenn alles nach Plan läuft werde ich genau hier im Oktober meinen nächsten Zieleinlauf haben.
Ein dickes Danke an die Polizei, den medizinischen Dienst, die Busfahrer und die vielen Streckenpsten: Es hat wieder Spaß gemacht, dabei gewesen zu sein.